Arzneimittelrückstände in Gewässern

Veröffentlicht am 23. Januar 2023 um 15:41

Arzneimittelrückstände - Eine Gefahr für aquatische Ökosysteme?e?

Wir haben für euch kleine Geschichten geschrieben und programmiert, um euch über drei der am häufigsten verschriebenen Arzneimittelstoffe zu informieren. Viel Freude beim Ansehen.

Drug residues - A hazard to aquatic ecosystems - We have written and programmed little stories for you to tell you about three of the most commonly prescribed medicinal substances. Have fun watching.

Arzneimittelrückstände - Eine Gefahr für aquatische Ökosysteme?

Gewässer überall auf der Welt sind mit Schmerzmitteln, Antiepileptika und anderen Medikamenten belastet. Der Grund dafür sind der hohe Einsatz von Medikamenten durch Teile der Weltbevölkerung sowie deren Herstellung. Eine Studie von civity Management Consultants im Auftrag des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft prognostiziert einen demographisch bedingten weiter ansteigenden Arzneimittelkonsum in den nächsten 20 Jahren und beziffert die ärztlichen Verordnungen in Deutschland auf 40 Milliarden Tagesdosen im Jahr 2015, was 569 Tagesdosen pro gesetzlich Versichertem ausmacht [1]. Diese Angaben decken sich mit Erkenntnissen des Umweltbundesamtes aus einer etwas älteren Studie [2]. Eine Studie der University of York [3] aus dem Jahr 2022 zeigt, dass die Durchschnittsbelastungen in asiatischen und afrikanischen Ländern am größten sind, was zum einen am sozioökonomischen Zustand mancher Länder liegt, aber auch daran, dass dort die Arzneimittel für Europa produziert werden [4]. Doch auch in deutschen Flüssen, wie dem Main, finden sich laut der Studie Rückstände von Paracetamol, Metformin und Co. Ein Viertel der in der Studie untersuchten Wasserproben sei mit mindestens einem Wirkstoff in toxischer Konzentration belastet.[1]

Bis heute ist nicht umfassend geklärt, welche Auswirkungen Arzneimittelrückstände auf die Ökosysteme dieser Welt haben und wie sie schließlich auch wieder den Menschen selbst belasten können. In diesem Zusammenhang spielen moderne Kläranlagen und deren Möglichkeiten zur Wasseraufreinigung eine wichtige zu untersuchende Rolle.

Das Thema besitzt hohe Brisanz und ist zum Teil noch wenig untersucht, weshalb im vorliegenden Projekt, das seit Februar 2022 läuft, die Donau in Tuttlingen, die Kläranlage in Tuttlingen (jeweils tägliche Messung über vier Wochen), die Trave und die Ostsee mit der Lübecker Bucht vor und nach dem Kläranlagenauslauf bei Neustadt und Lübeck während eines einwöchigen Forschungsaufenthalts auf dem Forschungsschiff „Aldebaran“ vergleichend auf Arzneimittelrückstände betrachtet wurden. Darüber hinaus wurden im Labor ausgewählte Arzneimittel und deren Auswirkung auf die Wasserpflanze Elodea untersucht.


In der wissenschaftlichen Ausarbeitung wird untersucht,

1) ob und in welchen Mengen sich bestimmte Arzneimittelrückstände (Schmerzmittel, Blutdrucksenker, Antiepileptika usw.) in der Donau in Tuttlingen sowie im Klärwerk Tuttlingens (bei Ankunft und nach Klärung) befinden.

2) welche Arzneimittelrückstände sich in welchen Mengen in der Trave und Ostsee (Streckenanalyse jeweils von Neustadt und Lübeck bis aufs offene Meer) befinden.

3) ob die Belastung in unterschiedlichen Gewässern (Fluss und Meer) unterschiedlich hoch ist.

4) ob es Unterschiede hinsichtlich der Konzentration der Arzneimittelrückstände im Meer in Abhängigkeit der Wassertiefe (Oberfläche, 5m, 10m und 20m Wassertiefe) gibt.

5) wie gefährlich welche Arzneimittelrückstände sind und ob die ermittelten Werte den offiziellen Richtlinien entsprechen.

6) ob Wasserpflanzen, wie die Wasserpest Elodea, Arzneimittelstoffe aufnehmen können und welche Auswirkungen diese auf die Pflanzen haben.

 

[1] Es gibt einige Informationen zu Grenzwerten von Arzneimittelstoffen, wie die EU-Richtlinie https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2013:226:0001:0017:DE:PDF. Außerdem befasst sich auch der Bundestag in einer Publikation aus dem Jahr 2020 (https://dserver.bundestag.de/btd/19/164/1916430.pdf) mit dem Thema, allerdings widersprechen sich gewisse Aussagen in Bezug auf Grenzwertsetzungen sowie mögliche Folgen bei der Überschreitung derselben. Forschungsprojekte, die sich den Langzeitfolgen von Arzneimittelstoffen widmen und auch die Bevölkerung mit einbeziehen möchten gibt es, wie beispielsweise https://pharma-fakten.de/news/692-ipie-projekt-so-koennten-kuenftig-die-umweltauswirkungen-von-arzneimitteln-besser-vorhergesagt-werden/, allerdings wurde dieses Projekt nicht fortgeführt.

[1] https://www.bdew.de/documents/1840/civity_Arzneimittelstudie_Langfassung_ErQPNEn.pdf (Zugriff: 04.10.2022)

[2]
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/01.08.2014_hintergrundpapier_arzneimittel_final_.pdf (Zugriff: 04.10.2022)

[3]  https://www.york.ac.uk/news-and-events/news/2022/research/global-study-pharmaceutical-pollution-rivers/ (Zugriff: 28.02.2022)

[4] https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/umwelt/medikamente-belasten-fluesse-auf-allen-kontinenten-13375908 (Zugriff: 28.02.2022)