Projekte und Aktionen

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„Es reut mich nichts. Porträt einer Widerständigen“ - Lesung zur Biographie Sophie Scholls und Diskussionsrunde

„Man sollte sich nicht zurückhalten, wenn man ein Ziel oder einen Traum hat.“

Dass sich im vergangenen November im Rahmen von Kundgebungen gegen Corona-Maßnahmen gleich zwei junge Menschen mit Opfern des Nationalsozialismus verglichen haben, sorgte bei den Schülerinnen und Schülern des IKG, aber auch in der Gesellschaft vielerorts für Irritation und Kopfschütteln. Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, rügte die Gleichsetzung aus der Querdenker-Bewegung von damals geltenden Corona-Beschränkungen mit der Judenverfolgung der Nazi-Zeit. „Die zunehmenden Vergleiche von Protestierenden gegen die Corona-Maßnahmen mit Opfern des Nationalsozialismus verhöhnen die tatsächlichen Opfer und relativieren die Schoah“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND).

Zwar handelt es sich bei dem elfjährigen Mädchen aus Karlsruhe und „Jana aus Kassel“ zunächst um Einzelfälle. Jedoch stellten sich die AG Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage des IKG und ihr Schulpate Christof „Stiefel“ Manz ganz konkret die Frage, ob dies der Spiegel einer allgemeinen, geschichts-relativierenden Tendenz in unserer Gesellschaft ist. Aus dieser Diskussion heraus entstand die Idee für eine gemeinsame Veranstaltung von IKG, Rittergartenverein und der Stadt Tuttlingen als Vorab-Veranstaltung von Sommer im Park: „eine Ermutigungsstunde“.

Die Erinnerungskultur wachzuhalten, beschrieb Oberbürgermeister Beck als zentrales Ziel unserer Zeit. Dabei verwies er auch auf die Differenz zwischen einer offenen Auseinandersetzung in einer Demokratie und dem Widerstand gegen ein verbrecherisches Regime. „Demonstrieren, ja. Vergleichen, nein.“

Gespannt folgten die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen sowie der Kursstufe 1 dem Vortrag von Pastor und Autor Robert Zoske, der anlässlich des 100. Geburtstages von Sophie Scholl eine Biografie mit dem Titel „Es reut mich nichts. Porträt einer Widerständigen“ veröffentlicht hatte. Dieser zeichnete ein facettenreiches Bild der historischen Persönlichkeit, die als Ikone des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus gilt. Im Zentrum seines Vortrages stand die Entwicklung einer „zu 150 Prozent überzeugten Anhängerin des NS-Regimes“ hin zu einer Widerstandkämpferin – ein langer, schmerzhafter Prozess, bei dem auch ihr Glaube eine zentrale Rolle spielte. „Die gleiche Kraft, die sie zuvor für das System einsetzte, wandte sie jetzt gegen das System an“, so Zoske. Eindrucksvoll beschrieb er, wie man Sophie Scholl in ihrem letzten Verhör fragte, ob sie ihr Verhalten bereue, ihr also einen Strohhalm anbot, um nicht hingerichtet zu werden. Ihre Antwort kennzeichne die damals 21-Jährige nach Zoskes Auffassung als konsequent, gar kompromisslos: „Nein, ich […] bereue es nicht, vielmehr bin ich der Meinung, das Beste getan zu haben für mein Volk.“

In seinem Vortrag ermutigte Manfred Zoske die Schülerinnen und Schüler, sich für ihre Werte und Träume einzusetzen: „Man sollte sich nicht zurückhalten, wenn man ein Ziel oder einen Traum hat.“ Dass dieser Weg keine Einbahnstraße sein muss, zeigt die innere Umkehr Sophies Scholls. Diese Erkenntnis kann der Gesellschaft Mut machen: Man kann sich täuschen. Man kann erkennen, dass man Fehler gemacht hat. Man kann umkehren. „Sie ermutigt uns zum Widerstand und zum Kampf für die Freiheit – und gibt uns die Zuversicht, dass wir dem Gewissen und Gott mehr gehorchen sollen als den Menschen.“

Foto- und Spendenaktion

Die Black-Lives-Matter-Bewegung in den USA im Frühjahr 2020 ließ auch die Schülerinnen und Schüler des IKGs nicht kalt. „Wir haben uns überlegt, was wir machen können“, war die Aussage der Schülerinnen als sie von den Vorfällen und anschließenden, weltweiten Protesten hörten. Nach Rücksprache mit den verantwortlichen Lehrerinnen wurde die Idee der Schülerinnen Franziska und Sophie umgesetzt und eine Spenden- und Fotoaktion gestartet. Einige der Bilder könnt ihr hier oben in der Collage sehen. Die gesammelten Spenden gingen an die „Stiftung gegen Rassismus“. Diese plant und koordiniert die jährlichen UN-Wochen gegen Rassismus in Deutschland und entwickelt und fördert Modellprojekte zur Überwindung von Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten. Begleitet von der Spendenaktion initiierte die Arbeitsgruppe die Fotoaktion „Gesicht zeigen gegen Rassismus“ – die Collagen werden in Kürze im IKG ein Zeichen setzen und zur globalen Bekämpfung von Rassismus beitragen.

Schule ohne Rassismus- ehemaliger Rechtsradikaler berichtet aus seiner Zeit als Neonazi

Am Dienstag, den 08.10.2019, fand für die gesamte Oberstufe des IKGs sowie einen Teil der Ludwig-Uhland-Realschule eine Präventionsveranstaltung zum Thema Rechtsextremismus in der Aula statt. Im Rahmen des Projekts „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ wurde der Autor und ehemalige Rechtsradikale Christian Weißgerber eingeladen, um von seinen Erfahrungen, den Anfängen in der rechten Szene und dem komplizierten Ausstieg zu berichten. In seinem Buch „Mein Vaterland - Warum ich ein Neonazi war“ beschreibt er in detaillierter Form genau diese Lebensphase und ihre Schattenseiten.

Nachdem der Oberbürgermeister Michael Beck sowie der ebenfalls involvierte Schulpate Christof „Stiefel“ Manz zu Beginn der Veranstaltung zwei kurze Reden gehalten hatten, betrat der Autor anschließend selbst die Bühne. Er begann damit, einige allgemeine Informationen über sich und seine Kindheit in Eisenach (Thüringen) zu erzählen, darauffolgend berichtete er anhand eigener Bilder über seinen Einstieg in den Rechtsextremismus und seine politische Radikalität, die ihn auch zum Gründen einer rechtsextremen Jugendorganisation brachte. Weißgerber machte hierbei deutlich, dass die Entwicklung zum Nazi kein zufälliger Prozess gewesen sei, sondern willentlich durch eigenes Interesse stattgefunden habe. Für ihn verläuft der Übergang zwischen diskriminierenden Witzen und rassistischer Äußerung fließend: „Das begann damit, dass wir im Schullandheim rechtsradikale Musik hörten, was wir als witzig und irgendwie cool empfanden“, so Weißgerber.

Mit dem Eintritt in die Bundeswehr wurden seine Extremvorstellungen paradoxerweise sogar noch verstärkt, als er auf einen ebenfalls faschistisch denkenden Iraker traf.

Bezogen auf die aktuelle Lage kritisierte er vor allem die unpassenden, altertümlichen Nazivorstellungen vieler Menschen. Laut Weißgerber folgen rechtsextreme Gruppierungen heutzutage häufig denselben Trends der Jugendlichen, um sie dadurch einzufangen und zu manipulieren.

Gegen Ende der Veranstaltung erzählte er schließlich über seinen schwierigen Ausstieg aus der rechten Szene und missglückte Versuche, einige seiner Freunde ebenfalls zum Austritt zu bewegen. Heute noch bereitet ihm diese Entscheidung immer wieder Probleme, da er deshalb auch schon verfolgt wurde.

Abschließend hatten die Schüler und Schülerinnen in einer Fragerunde noch einmal selbst die Möglichkeit, Fragen zu klären und mit dem Autor zu diskutieren.

Insgesamt wurde die Veranstaltung von allen Schülern und Schülerinnen mit großem Interesse verfolgt und als sehr positiv empfunden! (Marcel Conzelmann)

Juna Grossmann zu Gast bei den Tuttlinger Gymnasien

Im Rahmen eines gemeinsamen Veranstaltung der beiden Tuttlinger Gymnasien hatten die Schülerinnen und Schüler der Kursstufen 1 von IKG und OHG am 14.November 2018 die Gelegenheit, die jüdische Autorin Juna Grossmann hautnah zu erleben und mit ihr über ihre persönlichen Erfahrungen, aber auch politische Entwicklungen der letzten Monate zu diskutieren.

Ausgangspunkt für die Gespräche mit der Autorin und Bloggerin war eine Lesung aus ihrem Buch „Schonzeit vorbei“, in dem sie über offene, zunehmend lauter werdende antisemitistische Angriffe gegen ihre Person und die jüdische Gemeinde im Allgemeinen berichtet. Aufgrund dieser Erfahrung schildert Juna Rossmann ihre wachsende Angst vor einem aufkeimenden antijüdischen Hass in Deutschland. Im Anschluss an die Lesung einzelner Passagen hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dabei ging es neben den persönlichen Erfahrungen von Frau Grossmann auch um allgemeine Fragen zum Judentum oder ihrer Sichtweise auf den Nahost-Konflikt.

Ermöglich wurde die Durchführung der Veranstaltung durch die freundliche finanzielle Unterstützung der Karl Storz SE & Co. KG sowie der Stadt Tuttlingen. (Annette Tischhauser)